

Gemeinsam essen zu gehen ist bei Begegnungen im Rahmen der Städtepartnerschaften ein beliebter Akt der Geselligkeit. Wenn die Radsportler aus Unna und Waalwijk zusammentreffen, geht es aber oft auch um etwas Grundlegenderes: Kohlenhydrate aufnehmen. Denn immer noch reisen einige Teilnehmer dieser Begegnungen mit dem eigenen Fiets bzw. Fahrrad an. Und nach rund 250 Kilometern mit Pedalantrieb sind die Speicher in den Muskeln leer.
Das jüngste Treffen am 25. Januar im Oelckenthurm wurde insofern ein ungewohnt bequemes. Essen, Ehrungen und sicherlich auch viele Erinnerungen standen auf dem Programm, ausdrücklich auch für die Senioren einer seit 40 Jahren bestehenden Vereinspartnerschaft.
An ihrem Anfang stand seinerzeit eine von vielen Aktionen, die das Prädikat „abgedreht“ in mehrfacher Hinsicht verdient haben. Der Austausch mit Waalwijk war 1968 die erste vertraglich besiegelte Städtepartnerschaft Unnas. Waren die Begegnungen anfangs noch aus dem Rathaus organisiert, füllten zunehmend die Bürger beider Kommunen die Partnerschaft mit Leben.
Auf ein neues Niveau gehoben wurde dies zum zehnjährigen Bestehen des Freundschaftsvertrages 1978: auf dem Neumarkt wurde ein großes Zelt aufgebaut, in dem sich Bürger beider Orte begegnen konnten, und aus Waalwijk kamen täglich Busse. Vermutlich dabei kam es auch zu ersten Kontakten zwischen den Radtouristikern des RSV Unna und den späteren Partner aus Waalwijk. Und irgendwann, so überliefert es heute der Waalwijker Rigo Vissers, muss auch eine Wette im Raum gestanden haben. Worum es ging?
Um die Frage, ob man von Waalwijk nach Unna auch mit dem Rad fahren kann. Zwei Jahre später erfolgte die praktische Überprüfung dieser Frage mit dem Befund: man kann! 60 Waalwijker fuhren mit dem Rad in die Partnerstadt. Nach ihrer Ankunft auf dem Alten Markt danach gefragt, was sie denn nun trinken möchten, erhielten die Unnaer Gastgeber eine markante Antwort: Dunkelbier. In der damaligen Lindenschänke floss es in durstige Radlerkehlen, und bei dieser Gelegenheit wurden dann die Kontakte für eine feste Partnerschaft der Vereine gelegt.
Die Tour der Waalwijker forderte die Unnaer aber auch heraus. Gleich im Folgejahr traten sie den Gegenbesuch an und dafür kräftig in die Pedale. Fortan gab es die Radtour in die Partnerstadt immer im jährlichen Wechsel mal von Waalwijk und von Unna aus.
Aber auch das schien manchen nicht zu reichen. Bei einer Tour Waalwijk-Unna-Waalwijk zu Beginn des Jahrtausends dauerte der Aufenthalt der Niederländer in Unna gerade einmal so lange wie der Verzehr eines großen Tellers Nudeln in der Bürgerhalle des Rathauses.
Für die Einordnung der sportlichen Leistung: selbst auf einigermaßen direktem Weg ist die Fahrt nach Waalwijk 220 Kilometer lang. Exakt 247 waren es bei einer Tour, an die sich Hermann Bremmer, damals Mitarbeiter des Sportamts und Förderer der Städtepartnerschaften, erinnert.
Ratsherr Michael Hoffmann, damals stellvertretender Bürgermeister, hatte den Wallwijkern einen Besuch per Fahrrad zugesagt, war dann aber terminlich verhindert. Quasi als Auftrag von seinem Parteifreund stieg Bremmer ins Training ein, um seine größte sportliche Leistung zu erbringen.
In der Nacht fuhr die Gruppe los, Treffpunkt war eine Tankstelle. Frühstück gab es bei Haltern, Mittagessen am Niederrhein. „Irgendwann habe ich von Weitem den Kirchturm von Waalwijk gesehen. Dann hab ich mir gesagt: das schaffst Du auch noch.“
Die Gruppen, die tatsächlich schon die Anfahrt mit dem Rad zurücklegen, sind mit den Jahren kleiner geworden. Und doch gibt es jährliche Begegnungen, bei denen die Mitglieder beider Vereine zwei oder drei Tage zusammen gemeinsame Touren unternehmen und die Gemeinschaft pflegen.